Interview mit Elisabeth Reuter

Interview mit Elisabeth Reuter

NameElisabeth Reuter
StimmeSopran
Seit 2019 aktiv

 

 

Interview von Eva Moch und Torsten Sprengel

Eva: Liebe Elisabeth, warum singst du im Chor?

Elisabeth: Ja, das hat sich erst probehalber entwickelt, ich hatte noch nie im Chor gesungen und bin dann von Eva angesprochen worden, ob ich nicht Lust hätte, mitzusingen. Das kam sehr überraschend, aber ich bin ein offener Mensch und hab gedacht, ok, ich probiere es einfach mal aus. Habe mich dann einfach zu den Altstimmen gestellt und gemerkt, dass es nicht so ganz ohne ist, zumal ich ja gar keine Chorerfahrungen habe, und dann hat der Chorleiter mir empfohlen es im Sopran zu versuchen. Seitdem tue ich das. Da fühle ich mich wohl und bin seitdem dabei.

Eva: Ja das ist extrem schön! Du wirkst, als würdest du schon immer im Chor singen. Ich weiß erst seit gestern, dass du überhaupt noch keine Erfahrungen damit hast.

Torsten: Da erübrigt sich ja wohl die Frage, wie lange du schon im Chor singst…

Elisabeth: Ja, das ist erst seit April, also ein gutes halbes Jahr.

Torsten: Das sieht man dir beim singen, auch bei den bereits absolvierten Auftritten tatsächlich nicht an.

Alle lachen.

Elisabeth: Ich singe auch erst sehr verhalten und kuck dann…

Torsten: Imitation ist ja auch die erste Stufe beim Lernen. Insofern ist das verständlich.

Eva: Was bedeutet Singen für dich, - innen?

Elisabeth: Ja, ich war einfach mal neugierig, was passiert in mir, wenn ich singe. Das Repertoire gefällt mir sehr gut, das ist eine der positiven Erfahrungen, zumal ich Chöre immer sehr spießig fand. Als junge Frau fand ich sowas immer altbacken, ich kannte nur den Kirchenchor im Dorf. Ich habe die Chorgemeinschaft HinGehört zum ersten Mal wahrgenommen beim Jugendstilmarkt in Bad Nauheim und hab gedacht: „Kuck mal, da singt ja die Eva (Moch) mit und der Peter (Muth – unser Vorsitzender) ist auch da, das sind doch ganz normale Menschen!“

Alle lachen.

Dann, eineinhalb Jahre später, spricht Eva mich an, ob ich nicht mitsingen möchte. Ich hab gesagt: „ Ok, ich probiere es“. Es tut mir gut, ich mach es sehr gerne, ich hab ja ansonsten einen vollen Tagesplan und der Probentermin passt einfach in meine Zeiten. Sonntagabends habe ich definitiv keine Termine.

Eva: Ich mag nochmal nachbohren: Du sagst, das Singen tut dir gut. Kannst du es genauer sagen? Als sensibler Mensch kannst du das bestimmt gut beschreiben.

Elisabeth: Ja, also ich geh total gerne hin, egal, was draußen für ein Wetter ist oder was ich vorher gemacht habe. Ich freu mich da zu sein und gehe genauso froh und gelöst wieder raus. Es macht mich sehr zufrieden, und ich habe meistens noch ein Lied im Ohr, das sich noch ein paar Tage hinten anhängt, ein Lied, das ich immer wieder als Ohrwurm mitnehme. Es ist einfach sehr unterhaltsam mit unserem lieben Holger. Der Sonntagabend ist einfach ein schöner Abend.

Eva (bewundernd): Toll. Ja, und dir macht es gar nix aus, ich jammere immer so ein bisschen, wenn ich im Dunkeln nochmal raus muss. Dir macht das gar nix.

Elisabeth: Was ich auch gut finde, ist, dass ich mich sehr konzentrieren muss, wenn ich singe, dadurch, dass ich noch nicht so erfahren bin und genau aufpassen muss. Und das ist nochmal eine Herausforderung, die ich sonst nicht habe.

Eva: Wenn du Töpfe auf der Drehscheibe machst, das ist doch eine ähnliche Erfahrung.

Elisabeth: Da bin ich routiniert, das mach ich beruflich seit 40 Jahren, da bin ich anders konzentriert.

Torsten: Da wissen die Hände schon, was sie machen müssen. Du weißt, so soll der Topf aussehen, da wissen die Hände schon, wie sie mit dem Material umgehen müssen. Das ist nach so langer Zeit sicher eine Art Automatismus, denk ich mir. An dieser Stelle (Singen) ist das eine total andere Belastung. Man muss lesen (Text, Noten), man muss hören, man hört bei anderen Stimmen, wie der Rhythmus sein soll; du hörst das Zusammenspiel der verschiedenen Stimmen. Wenn ich dabeisitze und gerade nicht singen muss, kann ich aufgrund der Noten sehen, dass z.B. der Rhythmus bei den unteren drei Stimmen gleich ist. So hörst du zu und kannst versuchen, leise deine Stimme auszuprobieren. Es ist schon eine andere Art der Konzentration. Es sind mehrere Sinne, die beim Chorsingen mitspielen.

Elisabeth: Es ist ein bisschen so, als würdest du eine andere Sprache lernen, aber auf eine andere Art, irgendwie komplexer.

Eva: Beteiligt ist- na klar- auch der Intellekt. Dieses Wissen und das Erlernte und Geübte wird durch Übung in den Körper übertragen und wenn du die Töpferscheibe drehst, ist das so automatisiert wie bei Leuten, die tanzen können, da ist das Wissen in den Füßen und Beinen.

Elisabeth: Wenn du Serien von Gefäßen drehst, dann hast du das Stichmaß als Hilfe , dann ist es sehr automatisiert. Ja, das Chorsingen ist schon was Besonderes.

Torsten: Was würdest du interessierten Menschen sagen?

Elisabeth: Meine Freundin z.B. hat ihre Hunde und sie hat auch noch nicht gesagt, dass sie gerne singen möchte. Habe schon ein paar Bekannte gefragt, denen ich erzählt habe, dass ich in der Chorgemeinschaft HinGehört bin und die sagen schon, ja, sie würden vielleicht gerne……und ich weiß nicht, warum es nicht klappt. Ich sag jedem, er oder sie müsste es ausprobieren, mir selbst tut es gut. Ich fühl mich da sehr wohl. Es ist dort nicht verbiestert- sag ich mal,- oder zu streng, die Anforderungen sind machbar. Wenn man was nicht gleich hinkriegt, ist es auch nicht schlimm.

Torsten: Wir sind doch alle keine Profis. Mit Holger macht es extrem Spaß, er nimmt sich für jede Stimme die Zeit, die der und diejenige braucht und er weiß genau, wie er durch verschiedene Übungen und Einstellungen eine Stelle, die vorher nicht geklappt hat, üben kann, und es so hinzubiegen, dass am Ende das steht, was die Noten sagen und was Holger geliefert haben will. Das ist eine beneidenswerte Fähigkeit, die Holger mitbringt Er stellt dann so lange an den Stellschrauben, macht`s mal mit „u“, macht`s mal mit „a“, macht´s mal kurz und mal langsam, bis es richtig ist.

Elisabeth: Das finde ich auch grad sehr spannend, wenn er so an den Stimmen arbeitet, da lernt man am meisten dabei, man lernt, mit seinem Ohr zu hören

Eva: Was würdest du tun, wenn am Sonntagabend kein Chor HinGehört auf dich warten würde?

Elisabeth: Wahrscheinlich würde ich ein Essen kochen und mit meiner Freundin zusammen hier essen.

Torsten: Vielen Dank für das Interview, es ist schön, dass du mit uns singst! Wir hoffen, dass es dir noch lange Spaß macht. Wir freuen uns, wenn dein Werben um neue Sänger und Sängerinnen mit diesem Interview vielleicht bei dem einen oder anderen Erfolg hat. Wir hätten schon sehr gern mehr Sängerinnen und Sänger in unserem Chor, Sänger natürlich noch ein kleines bisschen mehr lieber - so ein oder zwei gestandene Bässe. Aber - das Leben ist kein Wunschkonzert.

Eva: Ich freu mich auch sehr, dass du dabei bist, denn wir haben ja einige Jahre zusammen mit der Kunst verbracht – jetzt machen wir diese Kunst.